Tarifa – die südlichste Stadt Europas
Doch bevor es losgeht in Richtung Mittelmeer und den 10 Fakten über Tarifa, wollen wir noch über eine Eigenheit der Spanier reden, die wir so noch nicht kannten. Und zwar geht es um die letzte Übernachtung auf einem Stellplatz unweit von Córdoba. Wir hatten uns in Park4Night einen Campingplatz herausgesucht, im Los Villares Park. Der war allerdings komplett belegt, aber der Park ist weitläufig und unmittelbar vor dem Campingplatz war ein sehr großer Parkplatz. Und der war völlig leer.

Ein idealer Stellplatz also. Dachten wir. Denn wir wollten von hier aus morgen früh Córdoba besuchen. Doch jetzt war es erst später Nachmittag und wir hatten noch Zeit, um Filme zu schneiden und sonstige Dinge zu erledigen. Am späten Abend machten wir uns bettfertig und legten uns hin. Wir waren immer noch alleine auf dem großen Parkplatz.
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Es war schon dunkel, als es schließlich losging. Erst kam ein Auto, dann noch eins, schließlich ganz viele und der Parkplatz war voll. Tische, Stühle und Grills wurden ausgepackt, Kinder liefen spielend zwischen den Autos herum und die Erwachsenen teilten die Neuigkeiten vom Tag. Wir wussten nicht recht, wie uns geschah, lugten aus dem Fenster und schauten dem Treiben zu.
An Schlafen war jetzt erst einmal nicht mehr zu denken. Es schien auch kein großes Familientreffen zu sein, wo sich alle kannten. Sie kamen einfach nach der brütenden Hitze tagsüber hier in den Park, um in der kühlen Nachtluft im Freien ihr Abendessen zu genießen. So um Mitternacht herum war der Spuk genauso schnell vorbei, wie er begonnen hatte. Nach und nach zogen alle von dannen und wir waren wieder alleine. Niemand hat Notiz von uns genommen und wir unsererseits waren so überrumpelt, dass wir uns nicht aus dem Auto trauten. Wir waren nicht ängstlich, sondern einfach nur schüchtern.
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So, aber jetzt geht es ab nach Tarifa. Aber dazwischen liegen noch 500 Kilometer und eine Übernachtung bei San Diego (Spanien). Denn wir wussten zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass wir nach Tarifa fahren. Wir wollten nach Gibraltar, wo alle Touristen hinfahren. Aber je weiter südlich wir kamen, umso zweifelhafter erschien uns unser Plan, denn wenn man gerade die majestätische Berglandschaft Andalusiens mit seinen weißen Dörfern durchfahren hat, steht einem der Sinn nicht nach Massentourismus.
Zum Glück hatten wir noch eine Nacht, um unsere Entscheidung zu überdenken. Direkt an der N-340 findet man bei San Diego einen Strandabschnitt bei der Cala de la Sardina. Hier auf einem Parkplatz standen ein paar Vanlifer herum und wir stellten uns für die Nacht dazu. Der Strand war so ca. 100 Meter weiter und es gab Duschen, was uns sehr gelegen kam.

Über Nacht hatten wir unsere Meinung bezüglich Gibraltar geändert und unsere Reisepläne über den Haufen geworfen. In der Hoffnung, dem Massenansturm an Touristen zu entgehen, war nun Tarifa unser Ziel. Ehrlich gesagt, hatten wir vorher von Tarifa noch nie etwas gehört, sondern uns für eben diesen Punkt auf der Landkarte entschieden. War eine gute Entscheidung.
10 interessante Fakten über Tarifa:
Geografische Lage: Tarifa ist die südlichste Stadt des europäischen Festlandes und liegt an der Straße von Gibraltar, nur etwa 14 Kilometer von der Küste Marokkos entfernt.
Windhauptstadt Europas: Die Stadt ist berühmt für ihre starken Winde, die vor allem Windsurfer und Kitesurfer aus der ganzen Welt anziehen. Der Levante-Wind kommt aus dem Osten und der Poniente-Wind aus dem Westen und sorgt für ideale Bedingungen für diese Wassersportarten.
Historische Bedeutung: Tarifa hat eine reiche Geschichte, die bis in die Zeit der Phönizier zurückreicht und war ein wichtiger strategischer Ort für verschiedene Kulturen, darunter Römer, Mauren und Christen.
Guzmán El Bueno: Die maurische Festung Castillo de Guzmán El Bueno ist ein markantes Wahrzeichen der Stadt. Sie wurde im 10. Jahrhundert erbaut und diente dazu, die Küste vor Angriffen zu schützen.
Strände: Tarifa verfügt über einige der schönsten Strände Spaniens. Die kilometerlangen Sandstrände, wie Playa de Los Lances und Playa de Valdevaqueros, sind nicht nur bei Wassersportlern, sondern auch bei Sonnenanbetern sehr beliebt.
Vogelbeobachtung: Als wichtiger Punkt für den Vogelzug bietet Tarifa hervorragende Möglichkeiten für Ornithologen und Vogelliebhaber, um eine beeindruckende Vielfalt an Zugvögeln zu beobachten.
Tarifas Leuchtturm: Der Faro de Tarifa ist ein malerischer Leuchtturm aus dem 19. Jahrhundert, der sich auf der Isla de las Palomas befindet. Er bietet einen atemberaubenden Blick auf die Straße von Gibraltar und das umliegende Meer.
Naturschutzgebiet: In der Nähe von Tarifa befindet sich das Naturschutzgebiet Parque Natural del Estrecho, das eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt beherbergt, darunter seltene Arten von Pflanzen und Meerestieren.
Tagesausflug nach Marokko: Dank der Nähe zu Afrika ist es möglich, eine kurze Fährfahrt von Tarifa nach Tanger in Marokko zu unternehmen und so zwei Kontinente an einem Tag zu besuchen.
Feste und Kultur: Tarifa ist bekannt für seine lebendigen Feste und traditionellen Veranstaltungen, darunter die Semana Santa (Karwoche) und die Feria de Tarifa, bei der Einheimische und Besucher die lokale Kultur, Musik und Gastronomie genießen können.
Wie in scheinbar allen Städten Spaniens sind auch in Tarifa Parkplätze Mangelware. Vor allem, wenn die Dachbox den Besuch von Parkhäusern wegen der Höhenbegrenzung ausschließt. Aber wir hatten Glück und fanden einen bewachten, bezahlbaren Parkplatz irgendwo in einer Seitenstraße und machten uns nun zu Fuß auf, Tarifa zu erkunden.

Wenn man ein Wort sucht, um Tarifa zu beschreiben, würde „pulsierend“ eine gute Wahl sein. Als wir durch das Zentrum von Tarifa schlenderten, wurden wir von einer faszinierenden Mischung aus maurischem Erbe und spanischer Kultur umgeben. Die engen gepflasterten Gassen und weiß getünchten Häuser erinnerten uns an die maurische Vergangenheit der Stadt, die bis ins 8. Jahrhundert zurückreicht.
Unser Rundgang begann am Puerta de Jerez, einem gut erhaltenen maurischen Stadttor, das einst den Zugang zur Stadt kontrollierte. Es war ein beeindruckender Anblick, der uns in vergangene Zeiten zurückversetzte. Die Innenhöfe mit ihren bunten Fliesenmosaiken und den berühmten andalusischen Patios waren ein deutliches Zeichen der maurischen Baukunst.
Unser Weg führte uns zur Kirche San Mateo, die auf den Überresten einer ehemaligen Moschee errichtet wurde. Die beeindruckenden Bögen und Säulen im Inneren der Kirche waren deutliche Zeichen des maurischen Erbes, das in die christliche Architektur integriert wurde.
Als nächstes erreichten wir das Castillo de Guzmán El Bueno, eine imposante maurische Festung, die hoch oben auf einem Hügel thront und einen atemberaubenden Blick auf das Meer und die umliegende Landschaft bietet. Die strategische Lage der Festung verdeutlichte ihre Bedeutung als Verteidigungsanlage während der maurischen Herrschaft.

Während wir uns durch die engen Gassen des Zentrums bewegten, entdeckten wir auch traditionelle Handwerksläden, die kunstvolle Keramik, Teppiche und Schmuck verkauften, die an die maurische Kultur erinnerten.
Die Atmosphäre im Zentrum von Tarifa war lebendig und kulturell vielfältig. Hier spürten wir den Einfluss der maurischen Vergangenheit in den Straßen, der Architektur und dem täglichen Leben der Einwohner. Die Verschmelzung der verschiedenen Kulturen und Einflüsse machte den Rundgang zu einer faszinierenden Reise in die reiche Geschichte dieser besonderen Stadt.
Einen besseren Eindruck von dieser Etappe vermittelt unser YouTube-Video:
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