Onboard-Diagnose-System OBD2
Schon vor der Jahrtausendwende leuchteten in den Instrumententafeln kalifornischer Autos hin und wieder gelb-orange Kontrolllämpchen auf, manchmal mit dem Schriftzug „Check Engine“ versehen. Dort hatte man bereits seit 1970 Grenzwerte für die Schadstoffemission von Autos festgelegt, um der immer dichter werdenden Dunstglocke über Los Angeles etwas entgegenzusetzen.
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Das Lämpchen signalisierte, dass etwas mit der Abgaskontrolle nicht stimmte. Andere Bundesstaaten zogen nach, weil niemand sich den kalifornischen Absatzmarkt entgehen lassen wollte. Auch europäische, japanische und südkoreanische Autohersteller entwickelten Systeme zur Abgasreduzierung und alsbald herrschte ein unübersehbares Chaos von Codes, Steckern und Diagnosegeräten, weil jeder sein eigenes Süppchen kochte.
1996 erkannte man, dass die Kontrolle, ob die Sensoren funktionieren, nicht reichte. Die Überwachung der Abgasemissionen wurde erheblich ausgeweitet und mit OBD II ein für alle Hersteller vereinheitlichte Diagnoseschnittstelle vereinbart.
Was bedeutet OBD2?
OBD ist die Abkürzung von Onboard-Diagnose.
Bei heutigen Fahrzeugen wird die Verbrennung direkt kontrolliert. Um zum Beispiel einen Liter Superkraftstoff rückstandsfrei zu verbrennen, werden 14,7 Liter Sauerstoff benötigt. Das Verhältnis wird mit dem griechischen Buchstaben Lambda bezeichnet. Eine oder mehrere sogenannte Lambdasonden messen den Sauerstoffgehalt im Abgas und regulieren das Gemisch entsprechend einer im Fahrzeugcomputer abgelegten Kennwertkurve.
Hat jedes Auto einen OBD 2 – Stecker?
In erster Linie dient die OBD 2 – Schnittstelle der Diagnose. Sie ist heute in jedem Auto – Oldtimer ausgenommen – zu finden. Sie muss im Umkreis von einem Meter vom Fahrer ohne Werkzeug zugänglich sein. Ebenso ist in jeder Instrumententafel eine Motorkontrollleuchte vorzufinden. Die leuchtet bei eingeschalteter Zündung zur Funktionskontrolle. Leuchtet sie während der Fahrt, stimmt etwas nicht. Blinkt sie während der Fahrt, stimmt etwas ganz gewaltig nicht.
In jedem Fall muss kontrolliert werden, warum die MKL (Motorkontrollleuchte) aufleuchtet bzw. blinkt. Dazu wird der Code an der OBD 2 – Schnittstelle ausgelesen. Es gibt ca. 3500 verschiedene Codes. Anhand dieser Codes kann die Ursache eingegrenzt und der Fehler beseitigt werden. Die Diagnose kann mitunter sehr zeitaufwändig sein und sehr oft wird in den Werkstätten eher geraten als diagnostiziert. Deswegen folgt einem Werkstattbesuch oft ein weiterer.

Abgasuntersuchung und OBD 2
Man kann die MKL auch nicht einfach ignorieren. Bei allen nach 2006 zugelassenen Fahrzeugen wird die mittlerweile in die Hauptuntersuchung (TÜV) integrierte Abgasuntersuchung nicht mehr wie früher mit einer Sonde am Auspuff durchgeführt, sondern OBD 2 – gestützt.
Dabei wird als Erstes die Funktion der MKL geprüft und dann evtl. vorhandene Fehler aus dem Speicher ausgelesen. Nun könnten besonders Findige auf die Idee kommen, den Fehlerspeicher einfach mit den handelsüblichen OBD 2 – Diagnosetestern zu löschen und dann beim TÜV vorstellig zu werden, aber ganz so einfach ist es nicht.
Denn es wird auch ausgelesen, wann der Speicher gelöscht wurde. Außerdem wird die sogenannte „Readiness“ geprüft. Und das System ist erst dann „ready“, wenn der „Neue europäische Fahrzyklus“ (NEFZ) absolviert wurde. Dieser dauert insgesamt etwa 20 Minuten. Das Fahrzeug muss dabei in Voll- und Teillast gefahren werden, ebenso muss die Schubabschaltung gegriffen haben. Erst dann ist die Auslese des Fehlerspeichers aussagekräftig.
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Für interessierte Autobesitzer und Do-it-Yourselfer ist daher die Anschaffung eines OBD II – Scanners eine überlegenswerte Sache. Erstens kann man sich selbst davon überzeugen, in welche Richtung sich die Fehlersuche bewegen soll und ist allein nicht auf die Aussage einer Werkstatt angewiesen.
Zweitens kann es sein, dass ein Fehler zwar gesetzt wurde, aber nicht reproduzierbar ist, weil vielleicht zufällig ein paar Umstände zusammengetroffen sind. Kommt der gleiche Fehlercode nach Löschung des Speichers ein weiteres Mal, kann von einem Zufall nicht mehr die Rede sein und die Ursache muss diagnostiziert werden. Drittens kann man Werkstattkosten sparen, wenn man den Fehler im Vorfeld schon etwas eingrenzt und sich unnötige Besuche beim Mechatroniker seiner Wahl spart.
Was kann die OBD 2 – Schnittstelle noch?
Eine weitere Möglichkeit ist der Einsatz einer permanenten OBD 2 – Anzeige, um Fahrzeugdaten anzuzeigen. Bei vielen Marken gibt es mittlerweile keine Temperaturanzeige mehr, sondern nur eine Warnleuchte, die leuchtet, wenn es zu spät ist. Selbst eine Temperaturanzeige mit einem Zeiger ist ungenau, weil sie im Bereich zwischen etwa 75 °C und 107 °C immer das Gleiche anzeigt, nämlich etwa 90 °C. Ein fluktuierender Zeiger würde Fahranfänger verunsichern.
Wer es also gerne genau hätte, was Drehzahl, Geschwindigkeit und Temperatur angeht, sollte sich vielleicht mit den vielfältigen Möglichkeiten einer solchen OBD 2 – Anzeige befassen. Mit dem Anschalten eines solchen Gerätes an die OBD 2 – Schnittstelle kann übrigens nichts schiefgehen, denn sie haben nur einen reinen Lesezugriff. Auch der Löschbefehl greift nicht direkt auf die Fahrzeugelektronik zu.
OBD 2 – Scanner
Es gibt mittlerweile eine unüberschaubare Anzahl von Diagnosegeräten. Am meisten verbreitet sind sogenannte Dongle, die sich über Bluetooth oder WLAN mit einer App im Smartphone oder Pad verbinden lassen. Leider wird von manchen Anbietern mehr versprochen als sie tatsächlich leisten. Eine Handy-App kann weder einen Mechaniker ersetzen, noch kann sie Kraftstoff sparen oder das Auto schneller machen.
Daneben gibt es auch für den Amateurbereich reine Diagnosegeräte mit einem fest verbundenen Stecker. Mit diesen kann man ebenso wie mit den Apps Fehler lesen und zurücksetzen. Eine weitere Variante ist es, Fahrdaten direkt und permanent auszulesen, um zum Beispiel eine Temperaturanzeige im Auto zu haben. Neben der Temperatur können eine ganze Anzahl von Motordaten angezeigt werden.
Was ist ein ELM 327?
Oft ist in den Angeboten der Begriff ELM 327 zu finden. Doch was ist das überhaupt? Ein ELM 327 ist ein programmierter Computerchip (Mikrocontroller) der kanadischen Firma ELM Electronics. Aufgabe dieses Chips war es, eine Schnittstelle (Interface) zwischen der Autoelektronik und einem angeschlossenen, peripheren Computer zu bilden.
Diese peripheren Computer kommunizierten meist über eine serielle Schnittstelle mit sogenannten AT – Befehlen. In den heute angebotenen OBD – Scannern wird dieses Kommunikationsprotokoll für USB, Bluetooth oder WLAN interpretiert, weil die serielle Schnittstelle nahezu verschwunden ist. Der Vorteil des ELM 327 lag darin, dass er eigenständig erkannte, ob es sich bei dem angeschlossenen Fahrzeug um eines nach dem amerikanischen SAE oder dem außeramerikanischen ISO-Standard handelte. So ziemlich alle angebotenen OBD 2 – Stecker enthalten eine geklonte ELM 327 Version.
Fazit
Nicht nur für Do-it-Yourselfer bietet die OBD – 2 – Schnittstelle eine Reihe von Möglichkeiten. So kann man beim Aufleuchten der Motorkontrollleuchte schon mal selbst nachschauen, wo es ein Problem geben könnte und wie schwerwiegend es ist. Eine vollständige Diagnose ist jedoch auch manch anderslautender Versprechungen nur in einer Fachwerkstatt möglich. Wird ein Fehlercode gespeichert, bedeutet dies nur, dass ein Messwert außerhalb der Parameter festgestellt wurde. Auch der teuerste Stecker wird nur einen Fehlercode melden, aber nicht die genaue Ursache dafür.