Norwegen, Minicamper und das Jedermannsrecht
Norwegen gilt wie die anderen Länder in Skandinavien wegen des Jedermannrechts gemeinhin als Paradies für Camper, egal, ob sie mit dem Fahrrad, Zelt oder Minicamper unterwegs sind. Das Jedermannsrecht haben wir an anderer Stelle schon erläutert, deshalb gehen wir hier nur kurz darauf ein. Nämlich darauf, was das Jedermannsrecht NICHT ist – ein Freifahrtschein. Denn es gibt auch einige Regeln zu beachten, die aber für verantwortungsbewusste Minicamper selbstverständlich sein sollten.
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Ja, das Jedermannsrecht, auch als „allemannsretten“ bekannt, gilt in Norwegen und umfasst auch die Nutzung von Minicampern oder Wohnmobilen. Es ist jedoch wichtig, sich an bestimmte Regeln zu halten, um die natürlichen Ressourcen des Landes zu respektieren und zu schützen. Hier sind einige grundlegende Regeln:
- Wildcampen ist erlaubt, aber das Fahrzeug darf nicht näher als 150 Meter von bewohnten Häusern oder Hütten geparkt werden.
- Sie dürfen nicht länger als zwei Tage hintereinander an der gleichen Stelle campen.
- Sie sollten keine Spuren hinterlassen und nichts beschädigen, einschließlich Bäumen und anderen Pflanzen.
- Jedes Feuer ist verboten, insbesondere während der Trockenperioden zwischen dem 15. April und dem 15. September.
- Sie dürfen keinen Müll zurücklassen.
Bitte beachten Sie, dass in einigen Gegenden, darunter Nationalparks und Naturschutzgebiete, weitere Einschränkungen gelten können. Es wird daher empfohlen, sich vor Ihrem Besuch über die spezifischen Regeln in den Gebieten, die Sie besuchen möchten, zu informieren.
Das ist natürlich nicht der einzige Grund, um Norwegen zu bereisen, denn das würde den einzigartigen Landschaften und großartigen Ausblicken nicht gerecht werden. Davon zeugen die Beiträge hier auf boondokker.de und die Filme auf unserem YouTube-Kanal, und das sind Informationen aus erster Hand.

In diesem Beitrag soll es aber nur über die ganz speziellen Eigenheiten von Camper-Reisen durch Norwegen gehen, denn hier ticken die Uhren anders als beispielsweise in Schweden. Norwegen ist berühmt für seine beeindruckenden Fjorde, das Nordlicht und seine reiche Geschichte, aber es ist auch eines der teuersten Länder der Welt, was die Lebenshaltungskosten betrifft.
Diese hohen Kosten sind das Ergebnis eines hohen Lebensstandards, starker Sozialleistungen und hoher Gehälter, die die Preise nach oben treiben. Norwegen hat auch hohe Steuern und Einfuhrzölle, was dazu führt, dass viele importierte Waren teurer sind. Die hohen Lebenshaltungskosten in Norwegen können sich definitiv auf Touristen auswirken. Besucher müssen mit höheren Ausgaben für Unterkünfte, Essen, Transport und Freizeitaktivitäten rechnen. Ein Besuch in Norwegen kann daher ohne sorgfältige Planung schnell teuer werden.
Preiswerte Campingplätze
Wer Norwegen mit einem Minicamper besucht, kann schon eine ganze Menge an Kosten für Unterkunft einsparen, auch wenn man alle paar Tage einen Campingplatz anfahren muss, um zu duschen und Wäsche zu waschen. Wir haben jetzt beileibe nicht alle Campingplätze testen können, aber für die, die wir angefahren haben, können wir folgende Aussage treffen: Der Schwerpunkt auf diesen Plätzen scheint auf der Vermietung von Hütten zu liegen und weniger auf Zeltcamping.
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Das mag mit dem doch oft durchwachsenen Wetter in Norwegen zusammenhängen. Neben den Hütten gibt es natürlich Stellplätze für Wohnmobile. Der Standard der Sanitäreinrichtungen ist verbesserungswürdig, vor allem, was die Anzahl der Duschen und Toiletten anbelangt. Oft sind nur zwei bis drei Toiletten/Duschen für den gesamten Campingplatz verfügbar, was bei hohem Besucheraufkommen schon einmal zu Wartezeiten führen kann.
Das ist natürlich eine grobe Verallgemeinerung, basierend auf unseren Erfahrungen. Es gibt mit Sicherheit Campingplätze, die keine Wünsche offen lassen, aber dieses Angebot richtet sich eher an die Freunde des Glampings. Die einfachen Plätze – und das sind die Plätze, die wir bevorzugt anfahren – sind für unsere Zwecke durchaus ausreichend und bezahlbar.
Dafür bietet Norwegen aber eine weitere Möglichkeit an Sanitäreinrichtungen, die es nur dort zu geben scheint, nämlich an den Fähranlegern. Dort gibt es Toiletten und Waschräume, manchmal sogar Duschen. Diese Räumlichkeiten sind nach Bedarf beheizt und kostenlos. Natürlich richtet sich das Angebot an Fährreisende, aber die Fähren stellen nachts den Fährbetrieb ein und wer bis zum nächsten Morgen auf die Überfahrt warten muss, kann diese Zeit auch für Körperhygiene nutzen.
Verpflegung für Selbstversorger
Im Großen und Ganzen kann man die Freunde des Campings in die Kategorie Selbstversorger einordnen. Wer dabei gerne auf Konserven aus der Dose zurückgreift, ist gut beraten, so viel wie möglich von zu Hause einzupacken. Der Grund hierfür ist das sehr überschaubare Angebot in den Supermärkten. Da macht es keinen Unterschied, ob man in einem SPAR oder REMA1000 einkauft oder ob man im Süden oder Norden unterwegs ist.
Bei allen unseren Einkäufen haben wir verzweifelt nach Dosen mit Eintopf oder wenigstens Ravioli gesucht. Aber in allen Supermärkten haben wir nur jeweils zwei verschiedene Gerichte in Dosen finden können. Einmal Labskaus und ein Gericht aus zerschnittenen Spaghettinudeln mit Würstchen. Dem Ersteren haben wir uns gleich verweigert, von dem Zweiten haben wir zwei Dosen gekauft. Die zweite Dose haben wir entsorgt.

Es gibt allerdings Suppen im Kühlregal. Jedenfalls glauben wir, dass es sich um Suppen gehandelt haben muss. Die waren in einem Plastikschlauch eingeschweißt, eine Verpackungsmethode, die uns nicht entgegenkam. Auch preislich nicht. Wo wir bei den Preisen sind: Es ist alles doppelt bis dreimal (Schokoriegel) so teuer wie in Deutschland. Punkt. Darüber sollte man sich vor Antritt der Reise im Klaren sein.
Da wir in unserem Minicamper nicht kochen wollen (Aufwand, Geruchsentwicklung etc.) und sich unsere Aktivitäten diesbezüglich auf das Zubereiten von Kaffeewasser und das Aufwärmen von Konserven beschränkt, wurden Hotdogs unser Hauptnahrungsmittel. Die gibt es an nahezu jeder Tanke und in verschiedenen Variationen. Aber auch bei den Hotdogs sollte man sich eine nähere Betrachtung des Preis-Leistungs-Verhältnisses verkneifen.
Tanken, Hotdogs und mehr
Ohne eine Kredit- oder wenigstens eine Debitkarte wird ein Aufenthalt in Norwegen wie übrigens im Rest von Skandinavien eher unpraktisch. Das gilt insbesondere für das Tanken von Kraftstoff, weil in abgelegenen Gegenden die Tankstellen nicht zu allen Tageszeiten mit Personal aufwarten können, wenn überhaupt. Nicht erschrecken, wenn auf dem Bankkonto vorübergehend ein völlig überhöhter Betrag für die Abbuchung angezeigt wird. Das ist normal und korrigiert sich von alleine.
Wer im hohen Norden unterwegs ist, sollte die Entfernungen im Auge behalten und im Zweifelsfalle lieber rechtzeitig volltanken. Im Übrigen kann es in größeren Orten mit mehreren Tankstellen durchaus sein, dass der Benzinpreis an der nächsten Kreuzung sehr viel günstiger ist. Oder auch teurer. Auf jeden Fall nicht wie in Deutschland, wo die Preise an allen Tankstellen in einer Straße synchron steigen und fallen.

Bewährt und landesweit zu finden: Circle K. In Norwegen bietet Circle K eine Vielzahl von Dienstleistungen an seinen Tankstellen an. Dazu gehören natürlich Kraftstoffe wie Benzin und Diesel, aber auch andere Dienstleistungen wie Autowäsche, Convenience Stores mit einer Auswahl an Lebensmitteln und Getränken. Viele Circle K-Tankstellen in Norwegen sind rund um die Uhr geöffnet und bieten Selbstbedienungsoptionen für Kraftstoff.
Einige wichtige Verkehrsregeln
In Norwegen besteht ganzjährig eine Lichtpflicht, d.h. die Scheinwerfer müssen auch tagsüber eingeschaltet sein. Die Standardgeschwindigkeitsbegrenzungen sind in der Regel 50 km/h in bebauten Gebieten und 80 km/h außerhalb. Auf Autobahnen kann die Geschwindigkeitsbegrenzung bis zu 110 km/h betragen. Diese können jedoch je nach Zustand der Straße und Wetterbedingungen variieren.
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Norwegen hat sehr strenge Alkoholgrenzwerte. Der zulässige Blutalkoholgehalt beträgt 0,2 Promille, was im Grunde genommen einem Null-Toleranz-Ansatz entspricht. In der Wintersaison (normalerweise von November bis April, kann aber je nach Wetterlage variieren) ist der Gebrauch von Winterreifen obligatorisch. Wenn es Schnee oder Eis auf den Straßen gibt, müssen die Reifen mit Spikes oder anderen Arten von Winterreifen ersetzt werden.
Auch wenn man den Straßen vor permanenten Radarfallen rechtzeitig gewarnt wird, sollte man sich auch an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, wenn man sich „unbeobachtet“ fühlt. Denn nicht selten werden von der Polizei Kontrollen mit Radarpistolen durchgeführt und die Geldbußen bei Überschreitung der Höchstgeschwindigkeit sind drakonisch.
Die Geldstrafen für Geschwindigkeitsübertretungen in Norwegen können erheblich sein und sind in der Regel proportional zur Geschwindigkeitsüberschreitung. Sie können auch abhängig von der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf der jeweiligen Straße variieren.
Zum Zeitpunkt unserer letzten Reise durch Norwegen 2022 lagen die Geldstrafen für Geschwindigkeitsübertretungen in Norwegen etwa wie folgt:
- Bei einer Überschreitung von bis zu 5 km/h über dem Tempolimit betragen die Geldstrafen normalerweise etwa 800 NOK (ca. 80 Euro).
- Bei einer Überschreitung von 6-10 km/h betragen die Geldstrafen etwa 2.600 NOK (ca. 260 Euro).
- Bei einer Überschreitung von 11-15 km/h betragen die Geldstrafen etwa 3.800 NOK (ca. 380 Euro).
- Bei einer Überschreitung von 16-20 km/h betragen die Geldstrafen etwa 5.500 NOK (ca. 550 Euro).
- Bei einer Überschreitung von 21-25 km/h betragen die Geldstrafen etwa 6.500 NOK (ca. 650 Euro).
Und bei noch höheren Geschwindigkeitsüberschreitungen können die Strafen noch höher ausfallen.
Da kann die Urlaubskasse schon ganz schön in Schieflage geraten. Deshalb lieber die Ruhe und den Urlaub genießen und sich an die Regeln halten. Noch mehr Norwegen gibt es in den Beiträgen zu den einzelnen Etappen hier im Blog. Wir wünschen gute Reise!
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