Los Padres National Forest
Wenn man in knapp vier Wochen eine Reise durch vier US-Bundesstaaten im Südwesten bewerkstelligen und dabei ca. 7.500 km zurücklegen will, muss man ab und zu Strecke machen. Heute ist so ein Tag.
Wir wollen weiter Richtung Süden auf der Highway 101, dann kurz vor Los Angeles nach Osten über die San Bernadino Mountains in Richtung unseres ersten National Parks – Joshua Tree – fahren. Die Strecke bis zum Joshua Tree NP wäre an einem Tag zu schaffen, aber wir haben Urlaub und wollen nach Möglichkeit nicht mehr als drei- vierhundert Kilometer am Stück fahren.
Also werden wir uns auf halber Strecke im Los Padres National Forest einen Platz zum Übernachten suchen. Gestern Abend sind wir im San Lorenzo Park Campground angekommen.

Es ist immer noch alles neu und ungewohnt. Es wird wohl noch ein paar Tage dauern, bis sich eine Routine eingestellt hat. Der Frust von gestern, als wir keinen Platz finden konnten, hat seine Gründe gehabt.
Noch in Deutschland hatten wir uns einen mobilen WiFi-Hotspot von ZTE samt SIM-Karte für die USA angeschafft. Alle Versuche, das Ding in Betrieb zu nehmen, scheiterten mit dem Hinweis:
Unfortunately, the device you’re trying to unlock is associated with fraud so we can’t unlock it.
Thanks for choosing us,
AT&T
ANZEIGE*
Im Jahr 2012 veröffentlichte der US-Kongress einen Bericht, in dem Huawei und ZTE als potenzielle Sicherheitsrisiken für die USA eingestuft wurden. Es wurden Bedenken hinsichtlich der engen Verbindung dieser Unternehmen zur chinesischen Regierung geäußert und die Befürchtung geäußert, dass ihre Produkte zur Spionage oder zur Durchführung von Cyberangriffen genutzt werden könnten.
Im Jahr 2018 unterzeichnete Präsident Donald Trump den „National Defense Authorization Act for Fiscal Year 2019“, der den Einsatz von Huawei- und ZTE-Produkten in Regierungsnetzwerken und -einrichtungen untersagte. Dies verstärkte die bereits bestehenden Sicherheitsbedenken und trug zur weiteren Ablehnung dieser Unternehmen in den USA bei.
Von alledem war in der Artikelbeschreibung von amazon aber nichts zu lesen und jetzt standen wir in der Pampa ohne funktionierendes Internet.
Toll, wenn man mitten in einem fremden Land nach einem Standplatz sucht und alle Apps nicht funktionieren. Dann erscheint plötzlich alles fremd und feindlich. Inmitten all dieser Pistazien- und Avocadofarmen schien die gewohnte Zivilisation weit weg und wir waren verunsichert, müde und genervt. Aber wenigstens hatte das Navi noch Alternativen parat.
In King City – oder war es woanders? – haben wir uns erst einmal ein neues Mobiltelefon samt Vertrag gekauft. Bei Verizon. So ein kleines, billiges Frickelhandy, weil der Verkäufer mir erzählte, mein Handy wäre irgendwie inkompatibel. Ok. Aber wenigstens funktionierte es für den Rest unserer Reise.
ANZEIGE*
Trotzdem waren wir noch nicht richtig angekommen. Beim Tanken gab es jedes Mal die Unsicherheit, ob das mit der Kreditkarte funktioniert oder nicht, denn man muss ja zur Bestätigung seinen ZIP-Code (Postleitzahl) eingeben. Aber was macht man, wenn die deutsche Postleitzahl in den USA nicht funktioniert? Wir hatten alle möglichen Geschichten im Internet recherchiert und auch, dass man im Zweifelsfalle im Voraus bezahlen kann.
Aber wie sich herausstellte, waren diese Zweifel völlig unbegründet. Ich habe wahlweise unsere deutsche Postleitzahl oder den ZIP-Code des Hotels eingegeben oder eben ein-, zweimal vorher gelöhnt. Es war halt immer beim Kreditkarten einschieben mit leicht erhöhtem Puls zu rechnen. Warum eigentlich? Eine andere Sache, die anfänglich jedes Mal Kopfschmerzen bereitete, war die Entsorgung des Abwassers. In den USA Greywater und Blackwater genannt. Den Unterschied kann man sich denken.
Wir als absolute Wohnmobil-Greenhorns mussten auch erst lernen, wie das am Besten funktioniert. Die sogenannten Dump-Stations sind teilweise kostenlos, teilweise kosten sie um die fünf Dollar. Manche Tankstellen haben eine, ein Truck Stop ist fast immer eine sichere Wahl und auch für die Suche nach einer Dump-Station gibt es Apps. Gut, wenn das Handy funktioniert. Aber auch hier entwickelte sich eine Routine und am Schluss funktionierte es auch ohne Geplantsche.
Im Allgemeinen sind wir im Verkehr gut zurecht gekommen. Die Amerikaner fahren größtenteils wesentlich entspannter als unsere Landsleute in Deutschland und auch vielfach zuvorkommender. Bis auf eine einzige brenzlige Situation – und ich weiss nicht genau, wer Vorfahrt hatte – sind wir 8000 km ohne besondere Vorkommnisse gefahren. Der C-19 von Cruise America war absolut zuverlässig, sprang jedes Mal ohne Murren an und es gab auch hier nichts zu meckern.
Wir hatten uns für dieses kurze Modell entschieden, vermutlich aus Angst und Unsicherheit. Das nächste Mal – so es denn eins gibt – würden wir den Ford C25 nehmen, einfach aus dem Grund, nicht jedes Mal Gepäck umher räumen zu müssen und außerdem sind die Wassertanks größer. Nun waren wir also wieder unterwegs. Auf der Highway 101 ging es zunächst von King City bis nach Nipomo, und dann entfernten wir uns von der Küste, dem Highway 166 East folgend. Die Natur zelebrierte gerade einen Blütenrausch. Gelbe Wildblumen bedeckten die sanften Hügel, ein unvergesslicher Anblick.

Wir durchfuhren kleine Ortschaften, von denen wir vorher noch nie gehört hatten. Kurz hinter New Cuyama verließen wir den 166 und nahmen den Highway 33 nach Süden bis nach Ojai. Aus den sanften Hügeln wurden steilere Anstiege und ein Blick zurück offenbarte uns diese Aussicht:

Der Los Padres National Forest ist ein ausgedehntes Waldgebiet in Kalifornien, USA. Er erstreckt sich über eine Fläche von etwa 7.220 Quadratkilometern und bietet eine abwechslungsreiche Landschaft mit beeindruckenden Bergen, tiefen Tälern, malerischen Küstenabschnitten und einer Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten.
Der Wald ist nach den Los Padres (spanisch für „die Väter“) benannt, einer historischen Bezeichnung für die Franziskaner-Missionare, die in dieser Region im 18. und 19. Jahrhundert aktiv waren. Der Los Padres National Forest erstreckt sich über mehrere Counties in Zentral- und Südkalifornien, darunter Monterey, Santa Barbara, San Luis Obispo, Ventura und Kern.
Die Landschaft des Los Padres National Forest ist geprägt von steilen Bergen und Tälern. Hier finden sich einige der höchsten Gipfel der Küstengebirgskette, darunter der Mount Pinos mit einer Höhe von 2.692 Metern. Die Vegetation variiert je nach Höhe und Lage und umfasst Küstenmammutbäume, Eichenwälder, Kiefernbestände, Chaparral-Gebiete und mediterrane Sträucher.
ANZEIGE*
Der Los Padres National Forest bietet eine Fülle von Outdoor-Aktivitäten für Naturliebhaber und Outdoor-Enthusiasten. Es gibt zahlreiche Wanderwege, die durch den Wald führen und atemberaubende Ausblicke auf die umliegende Landschaft bieten. Campingplätze, Picknickbereiche und Erholungszentren stehen Besuchern zur Verfügung, um die Natur zu genießen und zu erkunden.
Der Wald beherbergt auch eine vielfältige Tierwelt, darunter Hirsche, Kojoten, Schwarzbären, Kondore und viele Vogelarten. Angeln, Vogelbeobachtung, Mountainbiking und Reiten sind weitere beliebte Aktivitäten im Los Padres National Forest.
Es ist wichtig zu beachten, dass der Los Padres National Forest auch anfällig für Waldbrände ist, insbesondere in den trockenen Sommermonaten. Die Waldverwaltung setzt sich für den Schutz des Waldes und die Prävention von Bränden ein, während sie gleichzeitig den Besuchern die Möglichkeit bietet, die Schönheit und Wildnis des Gebiets zu genießen.
Wo wir bei Waldbränden sind: Mit dem Landschaftsbild, was sich uns nun präsentierte, änderte sich auch unsere Stimmung etwas, denn wir durchquerten die vom Thomasfeuer (Dezember 2017 bis März 2018) immer noch größtenteils verkohlte Landschaft. Jetzt war es Mai 2018, also gerade einmal ein paar Wochen später.
Uns war vorher nicht bewusst, dass wir dieses Gebiet durchfahren würden. Bei den Reisevorbereitungen hatten wir das schlichtweg übersehen. Vielleicht sind die Fernsehbilder mit rot glühenden Feuerwänden viel spektakulärer als das, was wir jetzt sahen, aber die Zeugnisse vernichteter Existenzen ließ uns dann doch nachdenklicher werden.

Wir fuhren langsamer, hielten aber nicht, um das Elend anderer aus Sensationsgeilheit zu fotografieren. Wir sind Urlauber und keine Berichterstatter und Bilder von ausgebrannten Kinderwägen und Bettgestellen oder eine verkohlte Engelsfigur in einem völlig abgebrannten Vorgarten sind eben keine Urlaubsbilder.
Trotzdem bleiben sie im Kopf haften. Zu unserer gekippten Stimmung kam noch die Sorge, ob wir es überhaupt noch bis Ojai schaffen würden, denn die Tanknadel lehrte uns eine Lektion für den Rest unserer USA Südwest Rundreise: Tanke, wenn du die Gelegenheit dazu hast! Denn die nächste Möglichkeit ist viel weiter weg, als du denkst.
Nach einer Übernachtung in Ojai ging es am nächsten Tag wieder weiter. Der Joshua Tree Nationalpark stand auf unserer Liste.